Seit Mai 2024 rollt Google in den USA flächendeckend die sogenannten AI Overviews aus – KI-generierte Antworten, die direkt in der Google-Suche über den regulären Suchergebnissen angezeigt werden. Sie sollen dem Nutzer eine schnelle Übersicht liefern, ohne dass dieser eine Website besuchen muss. Doch die neue Darstellung hat für Website-Betreiber und Publisher teils drastische Folgen: die organischen Klickraten brechen ein.
Suchverhalten verändert sich durch KI-Antworten
Während früher die ersten organischen Treffer in der Google-Suche die meiste Aufmerksamkeit und somit auch Klicks erhielten, zeigt sich seit der Einführung der AI Overviews ein deutlicher Wandel: Nutzer lesen die zusammengefassten Informationen direkt in der Google-Suche – und verzichten zunehmend auf das Anklicken weiterführender Links.
Eine Analyse von BrightEdge bestätigt diesen Trend: Zwar stiegen die Impressionen durch die neue Darstellung um 49 %, aber gleichzeitig sank die Klickrate (CTR) um rund 30 %.
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Noch deutlicher wird es bei Daten von Ahrefs: Die durchschnittliche Klickrate für die erste organische Position fiel laut einer aktuellen Untersuchung von 7,3 % im März 2024 auf nur noch 2,6 % im März 2025 – ein Rückgang von über 34 %.
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Wer ist besonders betroffen?
Vor allem Publisher, Fachportale und Wissensplattformen sind von dieser Entwicklung betroffen. Die Inhalte, die zuvor aufwendig für organische Rankings optimiert wurden, verlieren an Sichtbarkeit, weil Google wesentliche Textabschnitte direkt in den AI Overviews verarbeitet.
Besonders stark betroffen sind laut einer Untersuchung von Martech die Branchen Gesundheit, Bildung und Finanzen, bei denen Suchanfragen häufig in Form von Fragen formuliert werden, die sich gut für zusammenfassende Antworten eignen. Nachrichten- und Sportportale hingegen erleben bisher weniger negative Auswirkungen.
Wie AI Overviews funktionieren
Die Overviews basieren auf Googles generativem KI-Modell Gemini. Es analysiert Milliarden Webseiten in Echtzeit und generiert daraus eine komprimierte Antwort auf die jeweilige Suchanfrage. Diese wird dann prominent über den klassischen Ergebnissen angezeigt – inklusive Quellenhinweisen, die aber nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sind.
In vielen Fällen stammen die Inhalte aus Webseiten, die gar nicht auf Seite 1 der organischen Ergebnisse erscheinen – was klassische SEO-Praktiken in Frage stellt. Wer heute unter den Top 3 rankt, erhält nicht automatisch mehr Traffic.
Strategien zur Anpassung: Was Website-Betreiber tun können
Um trotz der neuen Google-Darstellung sichtbar zu bleiben, müssen Publisher ihre Inhalte strategisch überdenken. Folgende Maßnahmen gelten aktuell als zielführend:
- Optimierung auf Featured Snippets: Klare, direkt beantwortete Fragen mit präzisen Absätzen und Aufzählungen bieten der KI eine ideale Grundlage für Overviews – mit potenzieller Quellenverlinkung.
- Fokus auf „Transactional Queries“: Kaufnahe Suchanfragen (z. B. „beste Winterjacke unter 200 Euro“) werden seltener über KI-Antworten abgedeckt, da hier konkrete Produktangebote wichtiger sind.
- Semantisch strukturierte Inhalte: Absätze mit klarer H1–H3-Struktur, kurze, verständliche Sätze und die gezielte Platzierung von Keywords bleiben entscheidend.
- Monitoring der Sichtbarkeit: Tools wie Ahrefs, Sistrix oder Semrush bieten bereits erste Ansätze zur Messung von AI Overviews und deren Auswirkungen.
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Ausblick: Europa könnte bald folgen
Noch sind die AI Overviews offiziell nur in den USA aktiv, doch Google hat bereits angekündigt, die Funktion auf weitere Länder auszurollen. Auch in Deutschland sollten Publisher und Shopbetreiber daher nicht zögern, sich frühzeitig mit den Auswirkungen auseinanderzusetzen.
Was bislang wie ein Test wirkte, hat sich in kurzer Zeit zu einer sichtbaren Marktveränderung entwickelt – mit unmittelbaren Folgen für SEO, Sichtbarkeit und Reichweite.