Irland plant ein neues Gesetz, das Plattformen wie Google und Meta dazu zwingen soll, Online-Werbung künftig deutlich stärker zu kontrollieren – bevor sie überhaupt geschaltet wird. Ziel ist es, betrügerische Anzeigen, insbesondere im Finanzbereich, effektiver zu bekämpfen. Der Vorschlag sorgt für Diskussionen – und könnte massive Auswirkungen auf digitale Werbemärkte in ganz Europa haben.
Online-Finanzbetrug im Visier
Laut einem Bericht der Financial Times möchte Irland die „Big Tech“-Konzerne gesetzlich verpflichten, alle bezahlten Anzeigen vor der Veröffentlichung auf Seriosität und Echtheit der Anbieter zu prüfen. Besonders im Fokus: Werbung für Finanzdienstleistungen, die in vielen Fällen von Betrügern genutzt wird, um arglose Nutzer:innen in sogenannte „Investment Scams“ zu locken.
Nur registrierte Finanzdienstleister erlaubt
Ein zentrales Element des geplanten Gesetzes ist, dass nur noch registrierte Finanzdienstleister Werbung im Finanzsektor schalten dürfen. Online-Plattformen müssten also aktiv prüfen, ob ein Werbetreibender offiziell zugelassen ist – bevor eine Anzeige live geht. Die Verantwortung wird somit verlagert: Nicht mehr nur der Werbetreibende, sondern auch die Plattform haftet bei Verstößen.
Unterstützung aus anderen EU-Staaten – aber auch Kritik
Irland hat für diesen Vorstoß bereits die Unterstützung von rund der Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten. Kritisch sieht das Vorhaben jedoch die EU-Kommission. Dort wird befürchtet, dass eine solche Verpflichtung mit dem Digital Services Act (DSA) kollidiert, der Plattformen nicht zu einer generellen Überwachung von Inhalten verpflichtet.
Die irische Regierung argumentiert jedoch, dass es sich nicht um eine Inhaltsüberwachung, sondern um die Überprüfung von Identität und Berechtigung der Werbekunden handle – was im Rahmen des DSA zulässig sein könnte.
Was bedeutet das für Online-Händler?
Sollte das Gesetz tatsächlich verabschiedet werden, hätte es auch Folgen für kleinere Werbetreibende – insbesondere in regulierten Branchen wie Finanzen, Versicherungen oder Krypto. Plattformen könnten vorsichtiger bei der Freigabe von Anzeigen werden, Prozesse würden sich verlängern, und kleinere Anbieter könnten es schwerer haben, zugelassen zu werden.
Für E-Commerce-Anbieter in anderen Branchen dürfte die Auswirkung geringer sein – dennoch zeigt das Beispiel Irland, dass der Trend klar in Richtung mehr Verantwortung für Plattformen geht. Langfristig könnte das auch neue Standards für Werbetransparenz und Identitätsprüfung im gesamten EU-Raum schaffen.