OpenAI erweitert seinen Fokus: Statt sich ausschließlich auf die Entwicklung leistungsfähiger KI-Modelle zu konzentrieren, zielt das Unternehmen nun zunehmend auf den Konsumentenmarkt – mit klaren Ambitionen im Bereich Shopping, Produktsuche und Transaktionsabwicklung.
Kernstück dieser Strategie ist die neu geschaffene Abteilung „Applications“, die künftig von Fidji Simo geleitet wird – der bisherigen CEO von Instacart. Simo, die bereits im Vorstand von OpenAI und Shopify sitzt, wird ab Ende des Jahres die Verantwortung dafür übernehmen, wie OpenAI seine Forschung in konkrete Produkte übersetzt. CEO Sam Altman sieht sie als ideale Besetzung, um Forschung, Entwicklung und Nutzererlebnis zu verbinden.
Mit dem Consumer-Fokus zielt OpenAI nun klar auf Konkurrenten wie Google. ChatGPT wird dabei zum zentralen Baustein: Die Plattform hat inzwischen über 500 Millionen wöchentliche Nutzer weltweit und ist laut SimilarWeb die fünftmeistbesuchte Website der Welt – nach Google, YouTube, Facebook und Instagram.
ChatGPTs neue Commerce-Funktionalitäten zeigen bereits, wohin die Reise geht. Nutzer können über ChatGPT Produktempfehlungen mit direkten Links zu Händlern erhalten – allerdings ohne bezahlte Werbung. Die Auswahl basiert auf Nutzerintention, vorherigen Eingaben und individuellen Präferenzen.
Der Schritt kommt nicht überraschend: Auch Player wie Visa, Mastercard und PayPal investieren aktuell stark in sogenanntes „agentic commerce“, bei dem KI-Agenten autonom Käufe abwickeln. OpenAI kooperiert in diesem Zusammenhang bereits mit Visa und anderen KI-Anbietern wie Anthropic und Microsoft.
Mit der Verpflichtung von Simo will OpenAI den Übergang von reiner Forschung hin zu handfesten E-Commerce-Anwendungen beschleunigen. Für den Handel bedeutet das: Die Produktsuche verschiebt sich zunehmend von klassischen Suchmaschinen hin zu dialogbasierten, KI-gestützten Plattformen. Das birgt neue Chancen – aber auch neue Anforderungen an Sichtbarkeit, Datenintegration und Nutzerverständnis.
Marktbeobachter wie Jeanel Alvarado (Retailboss) sehen in OpenAIs Schritt einen klaren Angriff auf Google: „Das ist ein Machtzug – OpenAI will den gesamten Einkaufsvorgang neu definieren: intelligenter, personalisierter, effizienter.“
Auch Zohar Gilad, CEO der Shopping-Plattform Fast Simon, sieht klare Vorteile für Händler: „Fidji Simo bringt OpenAI in die erste Reihe, wenn es darum geht, zu verstehen, was Marken als Nächstes brauchen.“
Fazit für E-Commerce-Händler:
Die Produktsuche der Zukunft ist nicht nur KI-gestützt – sie wird aktiv, individuell und handelt selbstständig. Wer im digitalen Handel bestehen will, muss jetzt verstehen, wie Plattformen wie ChatGPT zur neuen Startseite für Produktentdeckung und Kaufentscheidung werden.